Von Puppenhäusern und Superhelden
- die COACHIN

- 10. Juli
- 2 Min. Lesezeit

Es war einer dieser Tage. Anstrengend, zermürbend, und das ausgerechnet an einem Freitag – jenem Tag, an dem wir uns eigentlich sanft erschöpft ins Wochenende fallen lassen wollen. Stattdessen: Terminchaos, fehlende Kinderbetreuung, Zeitdruck. Die Lösung? Unterstützung von den Großeltern.
Als sie schließlich kommen, herrscht große Freude. Die Kinder sind selig, mein Mann auch – und ich? Zunächst verspüre ich nur leichten Druck, der jedoch schnell wächst. Aus dem geplanten Mittagessen im Restaurant wird nichts, da ein dringender Arbeitsanruf meinen Mann ans Haus fesselt. Und so stehe ich plötzlich am Herd, improvisiere mit den wenigen Zutaten, die noch übrig sind, und versuche, etwas halbwegs Annehmbares zu zaubern.
Selbst schuld, könnte man meinen. Es gäbe ja schließlich Foodora.
Stimmt. Aber was hält mich davon ab, das Handy zu zücken und die Nummer des kulinarischen Retters zu wählen? Es sind nicht die Erwartungen der anderen. Meine Kinder haben eine Zeitlang bei jedem Klingeln an der Tür lauthals „Essen ist da!“ gerufen – daran liegt es also nicht.
Nein, es ist etwas in mir. Tief vergraben. Dieser Teil von mir, der allen beweisen will, dass ich es kann. Dass ich alles schaffe. Selbst an einem Tag wie heute, an dem ich um Hilfe gebeten hatte, weil ich eben keine Zeit hatte. Und nun sitze ich abends da, müde, mit nassen Haaren, auf dem Boden unseres Wohnzimmers, und frage mich, ob das alles vielleicht eine Frage des Geschlechts ist.
Kann es wirklich so simpel sein? Dass es meinem Mann so leicht fällt, nicht nur um Hilfe zu bitten (okay, das habe ich auch getan!), sondern sie vor allem anzunehmen? Was ist es in mir, das mich nach dem Kochen noch Kaffee aufsetzen, den Kindern einen Obstteller machen und schließlich meine Buchhaltung erledigen lässt? Ist es dieses „Sich-Kümmern-Gen“?
Ja, das „Sich-Kümmern-Gen“ kenne ich gut. Es erfüllt mich mit Freude, wenn ich mich um meine Kinder kümmern kann. Erst seit Kurzem begreife ich, dass ich ihnen damit nicht immer einen Gefallen tue. Aber ist dieses Gen nur in uns Frauen verankert, oder gibt es das auch bei Männern? Männer kümmern sich – anders. Geld verdienen und so. Ein anderes Thema. Ein anderer Blogpost. Viel Wut diesbezüglich, aber das nur am Rande.
Vielleicht wird das „Sich-Kümmern-Gen“ uns schon in die Wiege gelegt. Gleich neben die Puppe, mit der wir später spielen, sie frisieren und anziehen – uns kümmern. Im Bettchen meines Sohnes liegt Superman, im engen Anzug und rotem Cape, bereit, die Welt zu retten.
Ich glaube, ich verstehe.
Gute Nacht!








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