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Writer's picturedie COACHIN

Von Puppenhäusern und Superhelden

Updated: Oct 5

-- English Version below --



Es war einer dieser Tage. Anstrengend, zermürbend, und das ausgerechnet an einem Freitag – jenem Tag, an dem wir uns eigentlich sanft erschöpft ins Wochenende fallen lassen wollen. Stattdessen: Terminchaos, fehlende Kinderbetreuung, Zeitdruck. Die Lösung? Unterstützung von den Großeltern.


Als sie schließlich kommen, herrscht große Freude. Die Kinder sind selig, mein Mann auch – und ich? Zunächst verspüre ich nur leichten Druck, der jedoch schnell wächst. Aus dem geplanten Mittagessen im Restaurant wird nichts, da ein dringender Arbeitsanruf meinen Mann ans Haus fesselt. Und so stehe ich plötzlich am Herd, improvisiere mit den wenigen Zutaten, die noch übrig sind, und versuche, etwas halbwegs Annehmbares zu zaubern.


Selbst schuld, könnte man meinen. Es gäbe ja schließlich Foodora.


Stimmt. Aber was hält mich davon ab, das Handy zu zücken und die Nummer des kulinarischen Retters zu wählen? Es sind nicht die Erwartungen der anderen. Meine Kinder haben eine Zeitlang bei jedem Klingeln an der Tür lauthals „Essen ist da!“ gerufen – daran liegt es also nicht.


Nein, es ist etwas in mir. Tief vergraben. Dieser Teil von mir, der allen beweisen will, dass ich es kann. Dass ich alles schaffe. Selbst an einem Tag wie heute, an dem ich um Hilfe gebeten hatte, weil ich eben keine Zeit hatte. Und nun sitze ich abends da, müde, mit nassen Haaren, auf dem Boden unseres Wohnzimmers, und frage mich, ob das alles vielleicht eine Frage des Geschlechts ist.


Kann es wirklich so simpel sein? Dass es meinem Mann so leicht fällt, nicht nur um Hilfe zu bitten (okay, das habe ich auch getan!), sondern sie vor allem anzunehmen? Was ist es in mir, das mich nach dem Kochen noch Kaffee aufsetzen, den Kindern einen Obstteller machen und schließlich meine Buchhaltung erledigen lässt? Ist es dieses „Sich-Kümmern-Gen“?


Ja, das „Sich-Kümmern-Gen“ kenne ich gut. Es erfüllt mich mit Freude, wenn ich mich um meine Kinder kümmern kann. Erst seit Kurzem begreife ich, dass ich ihnen damit nicht immer einen Gefallen tue. Aber ist dieses Gen nur in uns Frauen verankert, oder gibt es das auch bei Männern? Männer kümmern sich – anders. Geld verdienen und so. Ein anderes Thema. Ein anderer Blogpost. Viel Wut diesbezüglich, aber das nur am Rande.


Vielleicht wird das „Sich-Kümmern-Gen“ uns schon in die Wiege gelegt. Gleich neben die Puppe, mit der wir später spielen, sie frisieren und anziehen – uns kümmern. Im Bettchen meines Sohnes liegt Superman, im engen Anzug und rotem Cape, bereit, die Welt zu retten.


Ich glaube, ich verstehe.


Gute Nacht!




-- English Version --


It was an exhausting day. Pretty exhausting, actually. A Friday at the end of the week, where we usually want to slide comfortably and tiredly into the weekend, but it was clear: scheduling chaos, lack of childcare, and time pressure required support from the grandparents.


When they come, the joy is great – the kids are ecstatic, the husband too, and I feel, at first, just a little pressure, then a bit more. The planned lunch out quickly turns into an emergency at my husband’s work, keeping him from leaving the house. And so I find myself at the stove, grabbing the leftover ingredients to whip up something somewhat respectable.


You might think, “It’s your own fault.” After all, there’s Foodora.

True. So what is it that keeps me from picking up my phone and calling the savior in times of need? It’s probably not the expectations of others. For a while, my kids would loudly yell, "Food’s here!" every time our doorbell rang.


No, it’s something inside me. Deeply buried, wanting to prove to everyone that I can do it all. To show them that I can manage everything. Even cooking for everyone on a day when I had actually asked for help because I didn’t have time. And now, here I am, sitting in the evening, tired, with wet hair on the floor of our living room, wondering if this is all a story about gender.


Could it really be so simple? That my husband finds it so easy not only to ask for help (hey, I did that too!) but, above all, to accept it? What is it inside me that makes me, after cooking, make coffee, fix a fruit plate for the kids, and then do my bookkeeping? Maybe it's the "caring gene."


I know the "caring gene" well. My heart swells when I can take care of my kids. It’s only recently that I’ve realized I sometimes do them a disservice by doing so. But is this just something ingrained in women, or do men have it too? Men, after all, take care of things differently. Earning money and such. Another topic. Another blog post. A lot of anger on that subject, but that’s beside the point.


Maybe the "caring gene" is passed on to us from birth. Right next to the doll we will later play with, dress, and style – take CARE of. In my little brother’s crib lies Superman in his tight suit and red cape, ready to save the world.


I think I get it.


Good night!


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